Rituale und Routinen

Rituale und Routinen

..im Alltag sind vor allem für ängstliche und unsichere Hunde wichtig. Aber auch für Hunde die gerade als neues Familienmitglied Einzug gehalten haben.
Rituale unterstützen den Hund und den Menschen im Alltag und bei besonderen Ereignissen. Rituale sind wichtig für unser tägliches Leben.

Rituale und Routinen sind kommunikative Handlungen zwischen Mensch und Hund die durch Wiederholung entstehen. Sie unterstützen die Hunde beim Verstehen von Veränderungen. Sie folgen in ihrem Ablauf einer bestimmten Struktur.

Routinen sind dabei automatisierte Handlungen, die keine große Denkleistung erfordern. Wir denken nicht darüber nach, sie sind quasi fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Sie kehren immer wieder.
Rituale finden oft in Angrenzung zur Gewohnheit oder zur Alltagsroutine statt und beinhalten ein für das Individuum sinnhaftes Handeln. Es sind bewusste Entscheidungen für wiederkehrende Handlungsabläufe die Hund und Mensch gut tun. Sie verfolgen immer einen bestimmten Zweck.

Sinnvoll sind Routinen und Rituale dort wo sich eine wiederholende Struktur im Zusammenleben mit dem Hund findet:

– Handlungen werden Hinweise auf das Folgende
– wiederkehrende Strukturen machen den Alltag übersichtlicher
– das Verhalten des Menschen wird durch sich wiederkehrende Abläufe für den Hund vorhersehbar
– Rituale und Routinen geben Sicherheit

Rituale brauchen Zeit sich zu etablieren. Sie sollten immer wieder hinterfragt werden, ob sie ihren Zweck noch erfüllen. Vorsicht: das Aussetzen eines festen Rituals kann jedoch dem Hund Erwartungssicherheit nehmen und zu Frustration und Unsicherheit führen.

Hier nun ein paar Beispiele für Rituale und Routinen:

– Gassi oder nicht. Ziehen wir uns eine bestimmte Kleidung an, weiß unser Hund ob er nun alleine zu Hause bleiben muss oder ob es auf einen gemeinsamen Spaziergang geht. Das ganze ist meist noch gepaart mit einer bestimmten Uhrzeit. Dies ist eine Routine. Aus dieser Routine kann man jedoch schnell ein Ritual machen.
So ist unser Hund oftmals aufgeregt wenn er weiß, es geht zum Gassi, zur Hundeschule etc. Um ihn etwas von dieser Aufregung zu nehmen kann man zum Beispiel rund um die Haustüre das Sitzen verstärken indem der Hund jedesmal wenn er sitzt eine Leckerchen bekommt.
Oder es gibt ein paar isometrische Übungen bevor es losgeht. Oder ein kleines Suchspiel.

– Einschlafen. Ruhe ist angesagt wenn wir schlafen gehen möchten. Auch für den Hund. Routine wäre hier: Licht aus und ein allgemeines gute Nacht. Als Ritual kann man hier eine Runde Kuscheln einbauen. Leicht lässt sich auch ein Schlafduft konditionieren.

– Training und Freizeit. Vor allem für sehr aktive Hunde ist es schwierig wieder aus dem Trainingsmodus zu kommen.
Um für den Hund Training vom normalen Leben unterscheidbar zu machen, kann man jede Trainingseinheit mit einem bestimmten Wort beginnen. Ebenso beendet man die Übungeseinheit mit einem bestimmten Wort vielleicht gepaart mit einer Runde Leckerchensuche. Einen andere Möglichkeit ist, dass man das Training immer mit der gleichen Übung starten und beenden

– Beim Gassi. Der Hund hat an Stelle x seines Gassiweges Wild gesichtet. Jedes Mal wenn er nun an diese Stelle kommt, steigt seine Aufregung. An solchen Orten die viel mit Aufregung zu tun haben, kann man den Hund immer die gleiche Übung machen lassen. Am besten wählt man hierzu eine Übung die er gerne ausführt und auch gut kann. Entspannungsübunge eignen sich ebenso. So wird der Ort immer weniger mit Aufregung, dafür immer mehr mit einer bestimmten Übung und/oder Entspannung verbunden.

Gut etablierte Routinen ermöglichen so. dass Mensch und Hund im Flow durch den Tag gehen ohne immer wieder neue Entscheidungen zu treffen.
Sie geben unseren Hunden Fixpunkte und schaffen Sicherheit. So ist es gerade für Hunde die unsicher oder ängstlich sind, im Alltag sehr hilfreich, auf einfache kleine Rituale zurückgreifen zu können. Vorzugsweise auf solche, die mit positiven Gefühlen gekoppelt sind. Also Rituale, die sehr oft und unter erfreulichen Bedingungen stattgefunden haben.

Routinen gewinnen immer mehr an Bedeutung, je öfters diese wiederholt werden, während Rituale wie ein gutes Buch sind: man holt sich einfach das, was man je nach Stimmung und Lebenslage braucht, aus einer Vielzahl an verschiedenen Büchern hervor.

Wertschätze deine Rituale und Routinen, respektieren sie, aber ändern sie auch , wenn sie dir nicht mehr dabei helfen, dein Ziel zu erreichen.

Der Hund aus dem Tierschutz

Der Hund aus dem Tierschutz

 

Du hast dich für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden? Du hast das Foto gesehen und warst schockverliebt. Dieser und kein anderer soll es sein.
Und nebenbei tust du noch etwas Gutes und rettest eine arme Hundeseele. Sicher wird dein neuer Gefährte dankbar dafür sein. Sicher?

Du solltest von dem Hund keine Dankbarkeit erwarten. Hunde sind Opportunisten, müssen sie sein. Sie passen sich der jeweiligen Umgebung an um zu überleben. Aber klar, ihr könnt best buddies werden.

Natürlich ist es eine gute Entscheidung einem Hund aus dem Tierschutz ein neues zu Hause zu geben. Jedoch solltest du dir deiner Erwartungshaltung
dem Hund gegenüber bewusst sein. Allzu oft kollidiert diese dann mit der Wirklichkeit. Vor allem Hunde aus dem Auslandstierschutz stellen ihre neuen Halter vor großen Herausforderungen.

Jedoch solltest du deine Entscheidung nicht aus Mitleid dem Lebewesen gegenüber treffen. Du solltest den Hund relativ erwartungsfrei betrachten. Niemand, auch nicht die Leute aus dem Tierschutz, können Dir wirklich sagen, wie sich der Hund in seiner neuen Umgebung verhalten wird. Denn ein maßgeblicher Faktor für seine Entwicklung wirst du sein.
Niemand kann dir sagen, wie sein Wesen wirklich ist. Die Leute aus dem Tierschutz kommen selber oft nur schwer bis unmöglich an verlässliche Informationen über sein früheres Leben.
Sie haben Momentaufnahmen seines Verhaltens im Tierheim. Diese dort gezeigte Verhalten kann dann bei dir ein vollkommen anderes sein. Positiv als auch negativ.

Du solltest, noch bevor der Hund bei dir eingezogen ist, wissen wo du dir Rat und Hilfe holen kannst. Nicht in jeder Hundeschule sind Tierschutzhunde wirklich willkommen. Dasselbe gilt leider auch für einige Tierärzte. Nicht jeder kennt sich mit einem second hand Hund aus.

Du solltest dir bewusst machen wie du mit möglichen Problemen, umgehen kannst und willst. Ebenso damit, wenn der Hund keine Nähe und schon gar keinen Körperkontakt möchte.

Du solltest die Bereitschaft haben das hündische Ausdrucksverhalten von Anfang am lesen zu lernen. Nur so lernst du deinen neuen Hund wirklich kennen. Kannst dich auf ihn einlassen.

Du hast dir all das und noch viel mehr überlegt? Eine bewusste Entscheidung getroffen? Super. Dann steht eurem gemeinsamen Weg nichts mehr im Weg.
Schenke deinem neuen Gefährten die Geduld die es braucht. Gebe ihm Fürsorge, Ruhe, Zuwendung und Sicherheit. Achte auf seine Körpersprache, er wird
dir sagen, was gut für ihn ist und was nicht.

Lasse ihn seine eigene Handlungsfähigkeit erleben, seine individuellen Fähigkeiten entwickeln. Aber vermenschliche den Hund nicht. Zeige ihm auch von Anfang an seine Grenzen, behutsam aber bestimmt. Er muss erst lernen wie er sich verhalten soll. Was erlaubt ist und was nicht.

Ich hatte bie jetzt immer Hunde aus dem Tierschutz. Es war und ist anstrengend. Aber ich habe es nie bereut. Ich freue mich an der Entwicklung, an dem Überraschungspaket, an den neuen Herausforderungen. Und sie können so viel zurückgeben.

Bindung ist nicht gleich Bindung

Bindung ist nicht gleich Bindung

Strebst Du auch eine super Bindung zu Deinem Hund an? Verstehen ohne Worte? Dann bist Du nicht alleine. Eine gute Bindung zu seinem Hund ist wohl das Ziel von fast allen Hundehaltern. Zeigt es doch, dass man das Zusammenleben mit seinem Hund für Mensch und Hund richtig gestaltet. Oder doch nicht? Welcher Hundehalter wünscht sich nicht eine gute Bindung zu seinem Hund.

Was aber bedeutet Bindung genau? Die Bindungstheorie kennt mehrere unterschiedliche Bindungsformen. Es gibt also nicht die EINE Bindung.

Was wir uns als Hundehalter wünschen ist – hoffentlich – die sichere Bindung. Diese kann dann entstehen wenn der Hundehalter verlässlich feinfühlig mit seinem Hund interagiert. Dessen Ausdrucksverhalten richtig deuten kann und auch angemessen darauf reagiert. Verlässliche menschliche Bindungspartner erfüllen, soweit möglich, die Bedürfnisse ihrer Hunde.

Sie bieten einem ängstlichen Hund Schutz und Sicherheit. Sie gewähren ihrem Hund Nähe wenn dieser sie sucht. Sie lassen ihren Hund auch einfach mal Hund sein. Auch gemeinsame Aktivitäten die Freude machen und mit positiven Emotionen verknüpft sind, stärken die sichere Bindung.

Es gibt jedoch auch die andere Bindung, sozusagen the dark side. Diese, die unsichere-ambivalente Bindung, entsteht wenn sich der Mensch für seinen Hund unberechenbar verhält.

Mal reagiert er auf die Annäherung seines Hundes freundlich, mal bedrohlich.  Mal darf der Hund auf das Sofa, mal wird er unsanft daran gehindert. Mal darf der Hund als erstes durch die Türe, mal wird er grob nach hinten weggedrängt. Mal wird der Hund freundlich gerufen, mal im herrischen Befehlston angeschrien.

Hunde die in einer solchen unsichere-ambivalente Bindung leben, sind ständig damit beschäftigt die Stimmung und Absichten ihres Menschen zu erspüren, damit sie ja richtig reagieren können. Sie kleben ihrem Mensch am Fuß und lassen diesen nicht aus dem Auge.

Sie zeigen kaum Neugier- und Explorationsverhalten. Dafür haben sie ein Stressniveau das dauerhaft über dem Durchschnitt liegt.

Die angeblich freudige Reaktion die sie zeigen, wenn sich ihr Mensch ihnen gegenüber mal freundlich verhält ist in Wirklichkeit Erleichterung. Solcher Hund hat kaum Gelegenheit hündisches Normalverhalten zu zeigen und das dauerhaft erhöhte Stressniveau begünstigt Erkrankungen.

Es ist an Dir die Bindung zu Deinem Hund zu gestalten. Ich hoffe, Du entscheidest Dich für die freundliche Seite. Dein Hund hat es verdient.

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